Abstract
Die in den 1960er und 70er Jahren vollzogene Wende von der Pädagogik zur Erziehungswissenschaft war im Kern mit der Unterscheidung zwischen einer normativen Innenperspektive und einer nicht-normativen Außenperspektive auf Erziehung verbunden. In einem disziplingeschichtlichen Rückblick untersucht der Beitrag diese Selbstkonstitution der Erziehungswissenschaft als distanzierte Beobachtung des Pädagogischen aus der Theaterperspektive. Rekonstruiert wird in einem ersten Schritt, entlang welcher Unterscheidungen sich das Wissen der Disziplin vom Wissen der Profession abzugrenzen begann. Im zweiten Schritt wird verdeutlicht, inwiefern die Konstruktion der Erziehungswissenschaft paradoxerweise gerade mit normativen und pädagogischen Positionierungen der Erziehungswissenschaft einhergeht, und zwar sowohl innerwissenschaftlich gegenüber Pädagogik als Wissensform als auch außerwissenschaftlich gegenüber der pädagogischen Praxis und deren Wissen. In einem dritten Schritt wird angedeutet, wie sich die angesprochenen Dichotomisierungen überwinden ließen, womit zugleich Ausblicke auf eine Erziehungswissenschaft jenseits der Theaterperspektive gegeben werden.