Abstract
Der Beitrag zeigt sozialtheoretische Verbindungslinien zwischen Marcel Mauss und dem amerikanischen Pragmatismus auf. Mauss wird pragmatistisch gedeutet, und Deweys und Meads Interaktionismus profitiert wiederum von der Verknüpfung mit einer Gabentheorie. Ziel ist eine anti-utilitaristische Sozialtheorie, die vom Primat pro-sozialer Motive, gelingender Interaktion und Kooperation ausgeht. Menschliche Sozialität beruht nicht nur auf einer „natürlichen Neigung“ zum Nehmen, sondern auch zum Geben. Daraus folgt eine pragmatistische und gabentheoretische Kritik individualistischer und holistischer Ansätze in der Soziologie. Soziale Ordnung wird nicht vorgängig durch individuelle Interessen oder durch gemeinsam geteilte Werte und Normen gestiftet, sondern emergiert aus Relationen und Interaktionen selbst. Soziale Praktiken verlassen sich auf sich selbst, da es einen in Interaktionen angelegten Primat gelingender Kooperation gibt.