„Rechtsgefühl“ kann das individuelle Gerechtigkeitsempfinden, das Judiz der Richterin im Entscheidungsfindungsprozess, das emotionale Aufbäumen der unterlegenen Partei nach der Entscheidung, eine kollektive Rechtsüberzeugung bezeichnen. Verweise auf das „Rechtsgefühl“ werden oft genutzt, um Rechtssysteme oder einzelne Rechtsakte von innen oder von außen zu legitimieren oder zu delegitimieren. Als sozialer Kompass und normative Rechtfertigung versagt „Rechtsgefühl“ dagegen, wenn es mit zahlreichen gegenläufigen Rechtsgefühlen konkurriert. Dieser Frage nach dem Stellenwert divergierender Rechts- und Gerechtigkeitsempfindungen gehen die in diesem Band versammelten Beiträge aus praktischer, theoretischer (...) und historischer Perspektive nach. Mit Beiträgen von Prof. Dr. Gabriele Britz, Prof. Dr. Jeanne Gaakeer, Prof. Dr. Thorsten Keiser, Prof. Dr. Sylvia Kesper-Biermann, Prof. Dr. Frans-Willem Korsten, Prof. Dr. Greta Olson und Prof. Dr. Franz Reimer. (shrink)

Many scholars claim that Frege's theory of colouring is committed to a radical form of subjectivism or emotivism. Some other scholars claim that Frege's concept of colouring is a precursor to Grice's notion of conventional implicature. I argue that both of these claims are mistaken. Finally, I propose a taxonomy of Fregean colourings: for Frege, there are purely aesthetic colourings, communicative colourings or hints, non-communicative colourings.

Es gehört zu den sprachphilosophischen Gemeinplätzen, daß ein elementarer Satz aus zwei Teilausdrücken besteht – einem Nominator, mit dem wir einen Gegenstand der Rede spezifizieren, und einem Prädikator, mit dem wir dem so herausgegriffenen Gegenstand eine Eigenschaft zuschreiben können. Während der semantische Referentialist Nominatoren typischerweise als solche Ausdrücke definiert, die eine explizite Bezugnahme auf genau einen Gegenstand ermöglichen, wird der Vertreter einer pragmatischen Bedeutungstheorie umgekehrt versuchen, die ontologische Kategorie des Gegenstandes im Rückgriff auf den Begriff des singulären Terminus einzuführen. Hierzu (...) ist es zur Vermeidung eines Zirkels nötig, Nominatoren in einer rein lingualen Weise zu charakterisieren. Der Aufsatz setzt sich mit R. Brandoms Vorschlag auseinander, dem zufolge singuläre Termini solche substituierbaren Ausdrücke sind, die nur in symmetrischen Ersetzungsrelationen stehen. Es wird – vor allem anhand von "indefinite descriptions" – gezeigt, daß eine derartige inferentielle Symmetrie weder eine notwendige noch eine hinreichende Bedingung darstellt. (shrink)

Name der Zeitschrift: Deutsche Zeitschrift für Philosophie Jahrgang: 67 Heft: 2 Seiten: 192-210.

Als Erkenntnistheorie der phänomenologischen Erkenntnis versteht sich die folgende Untersuchung als ein zentrales Stück der von Husserl geforderten Selbstkritik der phänomenologischen Erkenntnis. Ausgehend vom normalsprachlichen Wahrheitsbegriff und dessen Explikation soll die prinzipielle Möglichkeit wahrer phänomenologischer Beschreibungen durch Rückgang auf das Phänomen der Wahrheit ausgewiesen werden. Im Anschluss an Husserls Analysen der vorprädikativen Erfahrung wird die explizierende Betrachtung (in Abgrenzung zum prädikativen Urteil) als die eigentlich erkennende, nämlich die kategorialen Strukturen der Phänomene erfassende und offenlegende Leistung exponiert, die einerseits anschaulich begründete (...) prädikative Urteile allererst ermöglicht und andererseits diese bewahrheitet. Die vorprädikative Erfassung liegt dabei auch der kategorialen Anschauung als einer bereits prädikativen Leistung konstitutiv zugrunde. (shrink)

In den letzten drei Dekaden ist es zu einer Renaissance des Republikanismus gekommen. Ein spezifisch republikanisches Freiheitsverstandnis und die Debatte um entpolitisierende Wirkungen komplexer liberaler Demokratien haben sich dabei als in hohem Masse anschlussfahig an eine Vielzahl gegenwartiger Diskurse - von Global Governance bis hin zu Postdemokratie - erwiesen. Das Verstandnis von Republikanismus als einer modernen politischen Theorie wurde so weiter gestarkt und republikanische Ansatze gelten wieder als der zentrale Gegenspieler eines liberalen Staats- und Politikverstandnisses. Der Sammelband greift diese Renaissance (...) auf und bietet einen fur den deutschen Sprachraum bis dato fehlenden Uberblick uber Entwicklungstendenzen und Debatten im modernen republikanischen Denken. Er liefert eine Systematisierung von Ansatzen und Stromungen und erortert die Leistungsfahigkeit republikanischer Theorie gerade mit Blick auf Gegenwartsfragen. Mit Beitragen von: Richard Bellamy, Dorothea Gadeke, Philip Holzing, Sebastian Huhnholz, Marcus Llanque, Horst Mewes, Andreas Oldenbourg, Emanuel Richter, Daniel Schulz, Winfried Thaa, Thorsten Thiel, Christian Volk, Florian Weber und Sabrina Zucca-Soest. (shrink)

This paper offers a detailed reconstruction of Frege’s theory of side-thoughts and its relation to other parts of his pragmatics, most notably to the notion of colouring, to the notion of presupposition, and to his implicit notion of multi-propositionality. I also highlight some important differences between the subsemantic categories employed by Frege and those used in contemporary pragmatics.

This paper is partly exegetical, partly systematic. I argue that Frege's account of what he called “colouring” contains some important insights on how communication is related to mental states such as mental images or emotions. I also show that the Fregean perspective is supported by current research in psycholinguistics and that a full understanding of some linguistic phenomena that scholars have accounted for in terms of either semantics or pragmatics need involve psycholinguistic elements.

The aim of this paper is to distinguish between weak and strong points of Ernst Jünger’s main theoretical work Der Arbeiter. Herrschaft und Gestalt . Starting from recapitulation of his thought, as a weakness appears the insufficient selfreflection of author’s instance in Jünger’s essay together with the insufficient selfreflection regarding his relation towards the historicalmetaphysical tradition. In conclusion, a substantive strength is shown which turns reading of Jünger’s work, right at the dawn of the 21st century and with all due (...) reservations, in a worthwhile suggestion – namely, its diagnostic relevance in the era of “wars against international terrorism”. (shrink)

Die Arbeit ist ein Versuch, die Paradoxie der Wißbarkeit aufzulösen, indem gezeigt wird, daß zumindest Anti-Realisten, die zum logischen Revisionismus tendieren, die scheinbar absurde Konklusion ... akzeptieren sollten. Dazu wird zunächst in Abschnitt 1 gezeigt, daß die prima facie unproblematische These ... insofern sonderbar ist, als alle möglichen Instanzen normale oder performative Widersprüche darstellen. Auf dieser Grundlage wird in Abschnitt 3 ein retorsives Argument für das Prinzip ... entwickelt. Um den Einwand zu entkräften, daß im Zweifelsfall nicht die These ... (...) aufzugeben ist, sondern die Prinzipien zu verwerfen sind, auf denen das retorsive Argument basiert, wird in Abschnitt 4 auf die unterschiedlichen Optionen, die in der Argumentation auftretenden Formeln zu interpretieren, eingegangen: Wenn logische Operatoren gemäß der „BHK-Interpretation“ gedeutet werden, erweist sich selbst die These ... als auch für den Realisten akzeptable begriffliche Wahrheit. In Abschnitt 5 wird schließlich diskutiert, in welcher Weise ein Intuitionist Thesen formalisieren kann, die eine bestimmte Art von epistemischer Bescheidenheit artikulieren. (shrink)

Zusammenfassung Die Sportberichterstattung in den Medien zählt zu den beliebtesten Formaten. Ereignisse wie Fußball-Welt- und Europameisterschaften vereinen regelmäßig Millionen von Zuschauern vor den Fernsehbildschirmen und lassen die Auflagen der Tageszeitungen steigen. Warum aber konsumieren die Menschen mediale Sportangebote? Welche Motive fuhren zu welcher Nutzung? Gibt es überhaupt medienübergreifende motivationale Einflüsse auf die Nutzungsgewohnheiten? Die Ergebnisse einer empirischen Untersuchung liefern erste Anhaltspunkte zur Beantwortung dieser Fragen.

In diesem Aufsatz soll der Takt als ein moral- und tugendrelevantes Phänomen bestimmt werden. Ausgehend von einer kontrastierenden Abgrenzung gegenüber anderen Umgangsformen, wendet er sich wichtigen Theoriestücken zu, die sich explizit mit dem Takt befassen, um an ihnen entscheidende problematische Aspekte aufzuzeigen und zu korrigieren. Anschließend erfolgt die handlungstheoretische Erklärung als einer Form des Perspektivenwechsels. Diese erlaubt es zugleich, auch die moralische Dimension des Takts und seinen Status als Tugend zu fokussieren, die zwar nicht nur, aber vor allem in einer (...) multidimensional charakterisierbaren demokratischen Gesellschaft ihren relevanten Ort hat. (shrink)

Die vorliegende Arbeit möchte anhand des Gehirn-Geist-Problems zeigen, warum eine radikale methodologische Neubegründung der Philosophie notwendig ist. Sie umfasst zwei Teile: Im ersten Teil wird eine philosophische Methode und Methodologie im engeren Sinne begründet und ausgearbeitet, im zweiten Teil eine hieraus folgende begriffliche Neubestimmung des Menschseins (in Form einer Fundamentalanthropologie) unternommen. Anders als in der platonisch-cartesianischen Tradition und im gegenwärtigen Naturalismus wird der Mensch hierbei nicht auf ein (Körper) oder zwei Aspekte (Körper und Geist) reduziert, sondern als das komplexe Zusammenspiel (...) von sechs Grundmomenten (Anthropoialien) verstanden. Neben Körper und Geistigkeit sind dies: der Leib, die Umwelt, das Erleben und das Ich. Durch diese holistische Beschreibung gelingt dann auch eine originelle Auflösung des Gehirn-Geist-Problems. (shrink)

Drawing on central research questions of memory studies, this article outlines various topics and divergent concepts about the relationship between the history of science and the public perception of scientists and scholars. The focus is on the different recurring trends and transformation processes, to which this culture of remembrance is subject and the various roles of historians in this context. The article also serves as an introduction to this special issue and its contributions, which use exemplary studies from the history (...) of medicine and pedagogy to shed light on the continual negotiation process of cultures of remembrance resulting from changing historical frames of reference, particularly in dealing with the legacy of National Socialism. (shrink)

The author argues that there is no such thing as a unique and general taxonomy of non-at-issue contents. Accordingly, we ought to shun large categories such as “conventional implicature”, “F-implicature”, “CI”, “Class B” or the like. As an alternative, we may, first, describe the “semantic profile” of linguistic devices as accurately as possible. Second, we may explicitly tailor our categories to particular theoretical purposes.

Frege's mature writings apparently contain two different criteria of sense identity. While in "Über Sinn und Bedeutung" (1892) and in "Kurze Übersicht meiner logischen Lehren" (1906?) he seems to advocate a psychological criterion, his letter to Husserl of December 12, 1906 offers a thoroughly logical criterion of sense identity. It is argued that the latter proposal is not a "momentary aberration", but rather Frege's official criterion; his psychological criteria only serve as a way of illustrating questions of sense identity by (...) appealing to the thoughts of completely rational thinkers. (shrink)

What, exactly, is the difference between words such as ‘dead’ and ‘deceased’? In this paper, I argue that such differences in register, or style, ought to be construed as genuine differences in non-truth-conditional meaning. I also show that register cannot plausibly accounted for in terms of either presupposition or conventional implicature. Register is, rather, an instance of what I call pure use-conditional meaning. In the case of register, a difference in meaning does not correspond to a difference in the contents (...) speakers intend to convey. (shrink)

Since Arthur Schopenhauer’s conceptual differentiation between the two modes of givenness regarding the own body, theoretical philosophy is confronted with another serious problem, which is distinct from the problem about the relation of mind and brain. In German language there are two terms to mark the two relata: Körper (living body) and Leib (~ the felt body). But both the ontological mode of Leib and body and their relation are still obscure. In this paper I propose a solution of the (...) Body-Leib-Problem by analyzing the relation between Leib and body, Leib and consciousness, and Leib and world. My essential thesis is that the living body is the representation of the Leib in the world. And this implies that Leib and body are neither identical nor completely different entities. And most notably: the Leib isn’t the mental representation of the own body. (shrink)

Against the backround of Tomasello’s theory of the origins of human communication, Herder’s theory of the origin of human language might appear as a curiosity. In this paper I want to show that appearances are deceiving and that Herder’s thoughts are useful and can be integrated in Tomasello’s approach to bridge a gap in his theory.

In vision research metacontrast masking is a widely used technique to reduce the visibility of a stimulus. Typically, studies attempt to reveal general principles that apply to a large majority of participants and tend to omit possible individual differences. The neural plasticity of the visual system, however, entails the potential capability for individual differences in the way observers perform perceptual tasks. We report a case of perceptual learning in a metacontrast masking task that leads to the enhancement of two types (...) of adult human observers despite identical learning conditions. In a priming task both types of observers exhibited the same priming effects, which were insensitive to learning. Findings suggest that visual processing of target stimuli in the metacontrast masking task is based on neural levels with sufficient plasticity to enable the development of two types of observers, which do not contribute to processing of target stimuli in the priming task. (shrink)

To analyze the role of automatic processes in the fulfilment of delayed intentions, we extended a typical prospective memory setting with a context signal to indicate whether the intended action is to be carried out or not. Building on dual-process models of cognition, we hypothesized that automatic and controlled processes are in opposition when the action is to be suppressed, because automatic processes trigger the associated response whereas controlled processes exert inhibition. Experiment 1 demonstrates the occurrence of false prospective memory (...) responses to cues with the “suppress” signal. Experiment 2 shows that the rate of false prospective memory responses is sensitive to a manipulation that strengthens the role of automatic processes in prospective memory. The findings support the use of false prospective memory responses for the study of automatic processes in the execution of delayed intentions. (shrink)

The idea that Eastern and Western societies should do everything together because they're exactly the same and their interests are identical is not, as some would have it, a sign of evolutionary maturity or scientific insight, but a desperate form of political manipulation, new Western imperialism, and, yes, wishful thinking. Surely our cultural differences and identities make the world more colorful." Thorsten Pattberg's East-West Dichotomy discusses the philosophical concept that two diametrically opposed hemispheres exist - East and West. As (...) the Peking University scholar demonstrates with numerous examples, their cultures and way of thinking differ radically; one could say they are 180 degrees apart. Pattberg's underlying argument is that because of the dichotomy Westerners, who are mostly rugged individualists, are more analytic and deductive in their thinking, while Easterners, who are more focused on the collective, favor a more intuitive, inductive, "holistic" approach to life. Moreover, he explores the origin and the future of the dichotomy, and shows how it has shaped the West's and the East's different attitudes towards nature, philosophy (both epistemology and ethics), as well as gender and society. Pattberg also shows his willingness to take on any potential critic of his theory in his chapter "Problems with the Dichotomy." This book is a valuable resource for those eager to gain a better understanding of the "Western" and "Eastern" psyches and of how they both harmonize and clash. (shrink)