Abstract
Allerdings findet sich die transzendentale Theorie bei Kant in einiger Verlegenheit, wenn es darumgeht, den Status der apriorischen Bedingungen von Erfahrung positiv zu bestimmen. Reine Anschauung und reines Denken werden als Formelemente aller Erfahrung bzw. von deren Gegenständen verstanden. Die Empirie ist demzufolge ein Kompositum von aposteriorischem Material und apriorischer Form. Kants formalistische Auffassung der transzendentalen Bedingungen von Erfahrung läßt nun das eigentliche Zustandekommen der reinen Formen und den ihrer Formfunktion zugrundeliegenden Status ungeklärt. Mehr noch, Kants Verfahren überträgt die problematische Natur des transzendentalen Bedingungsgefüges auf das von letzterem durch Formpräsenz Begründete. Das in die Erfahrung formend eingegangene reine Anschauen und Denken ist selber keine Erfahrung und scheint auch das dadurch Geformte, die Erfahrung, in den nicht zureichend geklärten Bereich des Nicht-Empirischen hinüberzuziehen.