Abstract
„Weltanschauung“ ist ein Schlüsselbegriff philosophischer Diskurse der Zeit um 1900, der weit über den Bereich der Philosophie hinausreicht und beansprucht, umfassende kulturelle Phänomene beschreiben und analysieren zu können. Simmel verwendet insbesondere den eng verwandten Begriff der „Lebensanschauung“, und behandelt unter diesem Begriff immer wieder die für ihn zentralen Bezugsfiguren Kant und Goethe. Simmels eigene Perspektive auf diese Begriffe wird deutlich, wenn er die Einheitsfunktion einer Welt- bzw. Lebensanschauung verbindet mit einer spannungsvollen Komplexität der hiermit bezeichneten kulturell-philosophischen Produkte und Haltungen. Insbesondere bieten ihm diese Begriffe die Möglichkeit, ein nicht-hierarchisierendes Nebeneinanderstehen unterschiedlicher Positionen und Bedeutungselemente methodologisch zu unterbauen und hiermit seinen Wahrheitsbegriff, angesichts relativistischer Herausforderungen, präziser zu fassen.