Abstract
Luxus wird oft getadelt und nicht seltener verherrlicht, doch die rein deskriptive Frage Was ist Luxus? spielt in den Geisteswissenschaften keine Rolle. Es gibt keine Luxusforschung, die systematisch die Kriterien zu bestimmen versucht, wann etwas Luxus ist. Der Artikel entwickelt – jenseits aller Bewertung – diesbezüglich einen dezidiert phänomenologischen Vorschlag: Im Gegensatz zum ostentativen Protz entsteht Luxus durch eine private ästhetische Erfahrung des Besitzens von etwas, das zwar einen Zweck erfüllt, aber übertrieben und daher nicht-zweckmäßig ist. Überflüssiges und irrational Aufwendiges wird für jemanden dann zu Luxus, wenn das Besitzen dieser Sache auf eine bestimmte Art und Weise erlebt wird: nämlich, wie Adorno treffend formuliert, als der Versuch „der Sklaverei der Zwecke zu entfliehen“. Das heißt: als die eigensinnige Befreiung eines autonomen Subjekts aus einer vereinnahmenden Herrschaft des Zweckrationalismus und Effizienzdenkens.