Abstract
Spätestens seit der Veröffentlichung von Eine Theorie der Gerechtigkeit ist Chancengleichheit ein prominentes Ideal der neueren liberalen Theoriebildung. War es im klassischen Liberalismus eher das Ideal der Freiheit, das im Vordergrund stand, kann man in der Auseinandersetzung mit der Theorie von John Rawls und der Entwicklung des Egalitarismus eine Verschiebung hin zum Ideal der Chancengleichheit beobachten, zumindest was die philosophische Theoriebildung zur Verteilungsgerechtigkeit betrifft. Ob Chancengleichheit damit allerdings eine angemessene Auslegung erfährt oder das liberale Ideal der Freiheit eher aufweicht, hängt wesentlich davon ab, welches Gewicht das Ideal in der jeweiligen liberalen Theoriebildung erhält.