Abstract
„Kultur und Verwaltung“ ist einer der zentralen Adornos Aufsätze, in dem die Kulturpolitik zusammen mit ihren gesellschaftlichen Voraussetzungen und ideologischen Widersprüchlichkeiten zum Hauptthema kritischer Auseinandersetzung wird. Die Kulturpolitik steht für Adorno im Zeichen einer populistischen „Scheindemokratisierung“, die eine Gefahr für die Qualität der kulturellen Produktion in sich birgt. Die Herausbildung eines Expertentums, das von der Verwaltung einigermaßen unabhängig wäre und die Ausarbeitung und Aufbewahrung der objektiven Kriterien der Qualität leisten könnte, ist aus seiner Sicht ein wichtiger Mechanismus, der die Autonomie des immanenten Wertebildungssystems der Kultur vor der Einmischung der populistischen Kulturpolitik schützen soll. In diesem Zusammenhang plädiert Adorno für eine „gesellschaftlich unnaive Kulturpolitik“, die ohne „scheindemokratische Angst vorm Aufgebot von Mehrheiten“ gestaltet werden muss.