Gnoseologie Van het mythische denken

Tijdschrift Voor Filosofie 23 (3):457-493 (1961)
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Abstract

Dem Thema „Mythe” gilt in der heutigen Philosophie besondere Aufmerksamkeit, weil sie ein deutliches prae-reflexives Denken repräsentiert. Man sieht, wie die höhere Wertung des mythischen Denkens meistens mit einer Abwertung des rationellen Denkens zusammenläuft. Auf die besondere Bedeutung dieses rationellen Denkens hat G. van Riet dann auch mit Recht hingewiesen. Wir versuchen auf die Eigenart des mythischen Denkens selbst tiefer ein zu gehen und die gnoseologische Struktur dieses Denkens auf zu zeichnen. Die nach-kantianische Philosophen haben sich schon eingehend mit dem mythischen Denken beschäftigt. Als Repräsentanten dieser Geistesströmung weisen wir auf die Interpretation von F. W. J. Schelling und E. Cassirer. Die Mythe ist nach Schelling - vor allem in seinen späteren Abhandlungen - Verendlichung des Absoluten. Sie ist nicht allegorisch oder aitiologisch, sondern hat eine eigene metaphysische Bedeutung. Im mythischen Denken wird die Identität des Unendlichen und Endlichen erlebt, das Absolute bildhaft erfasst. Diese Erfassung ist nicht individuell, sondern setzt eine Lebensund Geistesgemeinschaft voraus. Die Wirklichkeit der Mythe ist mit der Wirklichkeit des Volksgeistes identisch. Die Mythenerklärung Schellings ist begründet in dem Grundprinzip seiner Philosophie - die kosmische Polarität von Natur und Geist - und wurzelt schliesslich in einer pantheistischen Metaphysik. E. Cassirer, der sich im zweiten Band seines Buches „Philosophie der symbolischen Formen” eingehend mit dem mythischen Denken beschäftigte, folgt in seinen Betrachtungen die kantianische Methode. Deutlicher als in irgend einem anderen Erkenntnisphaenomen, so sagt er, zeigt sich im Phaenomen Mythe die Unmöglichkeit die mythischen Bilder auf die reinen Tatsachen zurück zu führen. Die Gesetzlichkeit und die Formen dieses Denkens sind nicht im fliessenden Strom von Eindrücken gegeben. Sie setzen einen spontanen, schöpfenden Akt des Bewusstseins voraus. Weil aber dieses Denken so weitgehend vom theoretischen Denken verschieden ist, weist es eine kategorial anders strukturierte Geistigkeit auf. Es lässt sich kennzeichnen als der Antipode des kritisch-philosophischen Denkens , weil hier der Begriff von einem den Dingen entgegenstehenden Bewusstseins noch vollständig fehlt und die Bewusstseinsinhalte dinghaft aufgefasst werden. Obgleich die mythische Erkenntnis, wie die Idealisten klar gesehen haben, primär ein geistiges Geschehen ist, eine geistige Schöpfung und also einen spontanen Akt des Bewusstseins voraussetzt, folgt hieraus noch nicht, dass die Wirklichkeit auch durch den Geist da ist und von sich aus wesenlos. Der Geist ist nach unserer Auffassung niemals Seins-oder Wesensschöpfend. Der Geist steht aus sich gerichtet auf die Erkenntnis des Ansichseins der Wirklichkeit, steht also in einer Urbegegnung mit der Wirklichkeit, wie sie an sich ist. Auch in den Mythen, wo der primitive Mensch sich mit den Grundfragen des Lebens auseinandersetzt, die Frage über das „Woher und Wohin”, die Frage über das „Sein und So-geworden-sein” von Welt und Menschen, handelt es sich um eine geistige Erkenntnis, um eine Auseinandersetzung von Geist und Welt, eine Urbegegnung der totalen menschlichen Person mit der gesammten Wirklichkeit. In diesem Sinne kann dann auch von „wahren” Mythen gesprochen werden. Weiter haben wir betrachtet, in wiefern es gerechtfertigt ist das primitive Denken als ein mythisches Denken zu bezeichnen. Die Einheitlichkeit dieses primitiven Denkens scheint uns manchmal zu stark betont. Insofern auch diese Erkenntnis eine Aktivität ist, worin der ganze Mensch tätig ist , spiegelt sich in jeder Weltanschauung die Verschiedenheit von Völkern und Kulturen wieder. Das naturvölkische Denken ist jedoch auch durch etwas Einheitliches gekennzeichnet, das als „mythisches Denken” angegeben werden kann, weil es in Mythen am deutlichsten zum Ausdruck kommt. Dieses Typische hat seinen Grund in der geringeren Abstraktions- und Differenziationsfähigkeit. Das Eigentümliche zeigt sich in der geringeren Distanz zwischen Subjekt und Objekt , weil nämlich das Objekt subjekthalt d.h. als ein „tu agente” aufgefasst wird und weil das Subjektive oder der Bewusstseinsinhalt objekthaft aufgefasst wird. Die verschiedenen Seinsstufen werden also aus den Kategorien des Lebens verstanden. Weil der primitive Mensch sich diesen Kategorien als solche nicht bewusst ist, bedeutet das in Bezug auf die Mythen, dass hier Zeichen und Bezeichnetes eine ungeschiedene Einheit formen. Infolgedessen besitzen die Mythen keine blosse Darstellungsfunktion, sondern enthalten die realen Kräfte des Dargestellten. Dieses Denken trägt in sich eine Gefahr, welche als Spannung zwischen einem mythischreligiösen und einem mythisch-magischen Denken gekennzeichnet werden kann. Wenn doch Zeichen und Bezeichnetes einfach zusammenfallen, das Geistige und Sinnhafte sich also auf eine einzige Ebene zusammendrängen, so ist dieses Denken ein reines magisches Denken geworden. Das Bild Gottes wird selbst zu Gott oder zu göttlicher Kraft. Die mythische Erzählung wird dann eine blosse Zauberformel. Die Eigentümlichkeit dieses mythischen Denkens zeigt sich klar bezüglich der mythischer Zeit- und Raumerfassung. Raum und Zeit sind im mythischen Denken Kategorien eines geistigen Erkennens und haben daher auch eine andere Funktion als in der rein sinnlichen Wahrnehmung. Dieses Andere hat seinen Grund in dem Aufgehobensein in der höheren Seinsweise des Geistes. Die besondere, innige gegenseitige Durchdringung von Geistigkeit und Sinnlichkeit bedeutet in Bezug auf Raum und Zeit im mythischen Denken eine innige gegenseitige Durchdringung von Ewigkeit und Zeitlichkeit, von Unbedingtheit und Räumlichkeit. Unter gnoseologischen Aspekt liegt hier unserer Ansicht nach der Kern, von welchem her man die fremdanmutende Funktion von Raum und Zeit im mythischen Denken begreifen und verstehen kann. Die heutige Bewusstseinspsychologie stiess jedoch auf eine noch tiefere Schicht in der menschlichen Psyche mit ganz eigenen Schemata. Die Wirksamheit dieses unbewussten Lebens wurde wieder entdeckt in der Traumanalyse von Geisteskranken. C. G. Jung, der am meisten zu dieser Kenntnis beigetragen hat, kam zur Annahme einer jedem Individuum mitgegebenen Erbanlage, Präformationen in dem kollektiven Unbewussten, nach denen die Seele physische Tatsachen auf eine apriori determinierte Weise psychisch erlebt. Das kollektive Unbewusste mit seinen Archetypen gehört dem Menschen als Glied der Gattung Mensch. Es enthalt laut Jung alle Wahrheiten des Blutes. Die Mythen sind die Sprache der Archètypen. Wir können die Gedanken Jungs annehmen insofern als auch in unserer Auffassung jede geistige Erkenntnis des Menschen dem Psychisch-sinnlichen gebunden ist und dieses sich in der Erkenntnis auch geltend macht. Vom Erkenntnistheoretischen Standpunkt her können wir die agnostische Stellung Jungs gegenüber dem Metaphysischen nicht annehmen. Seine Logosauffassung ist dann auch von der unseren grundsätzlich verschieden. Von der ethnologischen Seite her richtet sich die Kritik auf die Annahme eines kollektiven Unbewussten als Erklärung für das häufige Vorkommen von ähnlichen mythischen Motiven. Ad. E. Jensen meint, dass ein ursprünglicher kulturhistorischer Zusammenhang die Ähnlichkeit genügend erklärt

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