In Uwe H. Bittlingmayer, Alex Demirović & Tatjana Freytag (eds.),
Handbuch Kritische Theorie. Springer Fachmedien Wiesbaden. pp. 559-581 (
2019)
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Abstract
Der Beitrag argumentiert, dass die immer noch einflussreiche Annahme eines unüberbrückbaren Gegensatzes von kritischen Gesellschaftstheorien in den Traditionslinien des westlichen Marxismus und der sog. Frankfurter Schule einerseits, soziologischen System- und Differenzierungstheorien andererseits nicht tragfähig ist. Aufgezeigt wird, dass die neuere System- und Differenzierungstheorie Luhmannscher Prägung als Weiterentwicklung der Marxschen Kapitalismustheorie verstanden werden kann. Von entscheidender Bedeutung dafür ist ein Verständnis der Gesellschaft als Zusammenwirken verselbständigter Teilsysteme, als deren paradigmatisches Vorbild Marx Darstellung des Reproduktionsprozesses der kapitalistischen Ökonomie verstanden werden kann. Der vorliegende Beitrag schließt an Arbeiten zu einer solchen Luhmann-Lektüre an, die deren Einordnung als affirmative, unkritische oder anti-kritische Theorie, die auf Rechtfertigung der bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse ausgerichtet ist sowie offenkundige Probleme der gesellschaftlichen Entwicklung ignoriert, begründet zurückweisen.