Abstract
Die egalitaristische Position in der Debatte um distributive Gerechtigkeit wird üblicherweise so verstanden, dass sie die These enthält, der Relation der Gleichheit komme ein intrinsischer Wert zu. Diese These ist dem Levelling-down-Einwand ausgesetzt. Unter dem Eindruck dieses Einwandes ist vielfach argumentiert worden, Gerechtigkeit sei kein relationaler Begriff; Gerechtigkeit herrsche vielmehr dann, wenn nicht-relationale moralische Standards erfüllt seien. Ich versuche zu zeigen, dass Gleichheit zwar tatsächlich keinen intrinsischen Wert besitzt, dass Gerechtigkeitsstandards jedoch nicht mit den non-relationalen Standards, auf die die Kritiker des Egalitarismus verweisen, identisch sind. Es geht, so meine These, bei der Frage nach der gerechten Verteilung nämlich um die höherstufige Frage, ob die basalen non-relationalen moralischen Standards für alle gleichermaßen erfüllt sind. Gerechtigkeit besitzt auch ein genuines normatives Gewicht, das sich – wie auch das Gewicht der basalen moralischen Standards – aus bestimmten Präferenzen speist. Während die basale Moral im Mitleid fundiert ist, gründet die Gerechtigkeit in generalisiertem Neid. Neid jedoch ist von Missgunst zu unterscheiden, er fordert – anders als letztere – nicht levelling down, sondern levelling up. Der intrinsische Wert liegt somit nicht in der Gleichheit, sondern in der Angleichung nach oben