Klio 102 (1):273-304 (
2020)
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Abstract
Zusammenfassung Mein Aufsatz behandelt britische Reisende und Entdecker entlang der britischen Nordwest-‚frontier‘ Indiens von der napoleonischen Zeit bis zum zwanzigsten Jahrhundert. Er untersucht, wie britische Offiziere, Geographen, Archäologen und einfache Abenteurer das Motiv, in Alexanders ‚Fußstapfen‘ oder ‚Spuren‘ zu reisen, aufgegriffen haben. Die Quellengrundlage der Arbeit bilden Reiseberichte, ein literarisches Genre, das sich während der Blütezeit des britischen Empires großer Popularität erfreute. Obgleich diese Reiseberichte im,langen 19. Jahrhundert‘ von unterschiedlichen Erfahrungen und historischen Kontexten geprägt waren und sich der Charakter der Reisen und Reisenden unterschied, blieb das Reisen in den ‚Fußstapfen‘ oder ‚Spuren‘ Alexanders durchgängig ein zentraler literarischer Topos. Bei aller Heterogenität der Textquellen zeigt die vorgelegte Analyse, dass die kulturelle Erinnerung an Alexander den Großen ein zentrales diskursives Instrument war, um die historische ‚Mission‘ Großbritanniens in Zentralasien zu interpretieren und eine symbolische Projektionsfläche zu bieten, die einen Austausch zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Briten und Indigenen eröffnete. Auf dieser Grundlage arbeitet der Aufsatz die für die Antikenrezeption in Reiseberichten prägenden Modi heraus, die geographische, selbstrepräsentative, kulturelle sowie identitätsstiftende Aspekte umfasste.