Abstract
Ausgehend von der Schwierigkeit, den Ertrag der Hermeneutik-Diskussion des vergangenen Jahrzehnts für die i.e.S. hermeneutischen Wissenschaften methodologisch fruchtbar zu machen, wird eine Grenzziehung nach zwei Seiten vorgenommen. Gegenüber der Semiotik, die auf verschiedenen Ebenen einer Pragmatik am Modell des zeichenvermittelten Handlungserfolgs orientiert bleibt und Zeichen primär als Handlungsmarken versteht, wird die reflexive Struktur der transfunktionalen Vergegenwärtigung abgeschlossener Handlungen und ihrer Handlungsspuren betont; gegenüber der philosophischen Hermeneutik Gadamers wird die Notwendigkeit des Rekurses auf das in der Dilthey-Schule herausgearbeitete Problem der lebensimmanenten Reflexivität und des Zusammenhangs von Leben und Wissen in der Schicht der Erlebnisausdrücke betont. Die Leistung der transfunktionalen Vergegenwärtigung, in der sich das nicht-reflexive Actum zum Perfectum des Handlungsmals verwandelt, wird als epidigmatische Ausdrucksleistung verstanden, deren produktiv objektivierende Artikulation als kommunikative Synthesis bezeichnet wird. Ihr entspricht auf der Verstehensseite der ausdrucksvermittelte Nachvollzug einer nicht absehbaren Bedeutungsbeziehung, der handlungstheoretisch gesehen noch unterhalb der zeichenvermittelten, zielgerichteten Handlung liegt. Eine Funktionsbestimmung der hermeneutischen Wissenschaften hat bei einer Analyse des Kommunikationsmodells der epidigmatischen Ausdrücke einzusetzen, in der nicht nur ein neuer Aspekt ihrer Forschungsgegenstände, sondern in bestimmten Grenzen auch die Struktur ihrer eigenen Vergegenwärtigungsleistungen erkennbar wird