Abstract
Im Zentrum dieses Beitrags zur literaturwissenschaftlichen Wertungsforschung stehen theoretische und methodologische Fragen der wertbezogenen Textanalyse. Zwar besteht in der Literaturwissenschaft weitgehend Einigkeit über die zentrale Bedeutung, die textuellen Wertphänomenen beim Verstehen und Interpretieren literarischer Texte zukommt. Es mangelt ihr jedoch an Beiträgen zur theoriegeleiteten systematischen Erforschung dieser Textphänomene, während außertextuelle Wertphänomene des Sozialsystems ‚Literatur‘ als vergleichsweise gut erforscht gelten können. Im Rekurs auf die einschlägigen Ergebnisse jenes Zweigs der literaturwissenschaftlichen Wertungsforschung, der maßgeblich von den Arbeiten Renate von Heydebrands, Simone Winkos und Friederike Worthmanns geprägt ist, erarbeitet der Beitrag zunächst die theoretischen und methodologischen Grundlagen der wertbezogenen Textanalyse, um die so gewonnenen heuristischen Fragen zur systematischen Analyse textueller Wertphänomene dann an einem Textbeispiel aus Friedrich Schillers Verbrecher aus verlorener Ehre auf ihr texterschließendes Potenzial hin zu erproben.