Abstract
Der Aufsatz schildert den platonisierenden Antipsychologismus welchen Bolzano, der junge Brentano, Twardowski, Meinong, der Husserl der Logischen Untersuchungen, Frege, der Russell der Jahrhundertwende und der junge Wittgenstein philosophisch vertraten, und versucht eine soziologische und ideologiekritische Interpretation sowohl dieser Einstellung als auch derjenigen des traditionellen Psychologismus des achtzehnten Jahrhunderts. Der Platonismus des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts wird als ein Ausdruck fiir ? oder vielmehr als eine Reaktion gegen ? den Verfall der klassischen burgerlichen Werte aufgefaBt. In Wittgensteins Tractatus spielen Elemente sowohl eines platonisierenden Antipsychologismus wie auch eines relativistischen, verhaltensphanomenologisch orientierten Antipsychologismus eine Rolle: dieses Werk wird also als eine grelle Manifestation des Uberganges von der klassischen zur spatbiirgerlichen Weltanschauung, als ein Obergang vom Glauben an ewige Wahrheiten zur Hinnahme einer Gebrauchs?Theorie der Bedeutung und deren Konsequenzen interpretiert