Fachdidaktik und Kompetenzorientierung im altsprachlichen Unterricht
Abstract
Kompetenzorientierung ist eine grundlegende Aufgabe eines modernen altsprachlichen Unterrichts. Diese These wird nicht allgemein akzeptiert. Sie muss vielmehr gegen massive altphilologische Kritik verteidigt und begründet werden. Mit der Kompetenzorientierung wird ein fachdidaktischer Perspektivenwechsel angebahnt, der den Anwendungs- und Handlungsbezug schulischen Lernens deutlich in den Vordergrund stellt und dabei die fachspezifischen Kompetenzen des altsprachlichen Unterrichts stark betont: Dazu gehören u. a. die begründete Konstruktion des Wertvollen, das Begreifen des "Klassischen" als das Ergebnis eines Rezeptionsprozesses, der permanente Nachweis, dass das Übersetzen altsprachlicher Originaltexte im altsprachlichen Unterricht gegenüber der Lektüre zielsprachlicher Übersetzungen einen Mehrwert erbringt, das Anwenden und Erweitern der muttersprachlichen Kompetenz und der allgemeinen Sprachkompetenz. Darüber hinaus wird schließlich die Frage gestellt, ob nicht mit der Kompetenzorientierung des schulischen Lernens der Lehrerpersönlichkeit wieder eine erheblich größere Bedeutung zukommt, als zur Zeit noch angenommen wird. Die Kompetenzorientierung verlangt offensichtlich eine gründliche Repädagogisierung der Lehrerrolle und eine Neubesinnung auf die Kompetenzen des "guten Lehrers".