Faden oder Kugel und die Landnahme von Flora und Fauna

Naturwissenschaftliche Rundschau 73 (12):500-513 (2020)
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Abstract

Der Kugel als Grundbauform des Lebens begegnen wir im gesamten Organismenreich, angefangen von sphärischen einzelligen Lebewesen wie der Namibperle (Thiomargaritha namibiensis), einem großen marinen Bakterium, über kugelige, vielzellige Algen wie der Süßwasseralge Volvox, marinen Rippenquallen wie der Seestachelbeere (Pleurobrachia) und den frühen Entwicklungsstadien tierischer Vielzeller (Metazoa). Alle diese kugeligen Gestalten finden wir fast ausschließlich in wässrigem Milieu. An Land sind die Pflanzen hingegen generell langgestreckt. Tiere haben spätestens beim Auszug aus einer aquatischen Umgebung die Kugelform aufgegeben. Diese Beobachtung führt zur Frage nach den grundlegenden Prinzipien der Bauplanevolution im Zusammenhang mit dem Landgang der Tiere und Pflanzen. Beim Landgang konnte auf bereits im aquatischen Milieu entwickelte Grundformen zurückgriffen werden. Bei den Pflanzen waren es die von Algen bekannten Zellfäden, aus denen die bipolare Langform hervorging. Mit dem einen Ende dem mineralischen Untergrund verhaftet und mit dem anderen in die Atmosphäre reichend, schufen sie die Grundlagen für terrestrische Tiere. Der Schritt ans Land vollzog sich bei Tieren mehrfach und ging von einer größeren Zahl von Bauplänen aus. Wie die evolutionäre Entwicklungsbiologie (EvoDevo) nahelegt, gingen diese auf kleine Abwandlungen in der Embryonalentwicklung zurück, die in kurzen Zeiträumen große Entwicklungsschritte (Makrosprünge) möglich machen. Entsprechend rasch konnten sich die Tiere auch an terrestrische Bedingungen anpassen.

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