Abstract
Im 19. Jahrhundert erlebten die Kirchen von Nordamerika einen enormen Aufschwung. Europäische Beobachter, die darüber berichteten, waren sich einig, dass die strikte Einhaltung des Sabbats, die zahllosen Kirchen und Religionsschulen, die vielen Bibelgesellschaften und wohltätigen kirchlichen Vereine, die allgemeine Teilnahme am Gottesdienst und die alltägliche Praxis in den Familien von einem christlichen Charakter der amerikanischen Gesellschaft zeugten, der vergleichbar mit dem der europäischen Staaten war. Tocqueville beschrieb aber auch Unterschiede, denn das Misstrauen gegenüber Rang und Privilegien in der Gesellschaft, das die Demokratisierung des politischen und gesellschaftlichen Lebens nach der amerikanischen Revolution bestimmte, beeinflusste auch das Verständnis von Religion. Einige seiner Beobachtungen beruhten dabei auf Gesprächen, die er mit James Bradley Finley und William Ellery Channing führte.