Abstract
Mit "propensity" meint Popper die Neigung oder Tendenz einer Versuchsanordnung ein bestimmtes Versuchsergebnis zu produzieren. Sie wird durch die Wahrscheinlichkeit des Ergebnisses gemessen oder ist sogar mit ihr identisch. Zunächst hatte er behauptet, jeder Wahrscheinlichkeitskalkül lasse sich als Axiomatisierung sowohl der Theorie subjektiver Wahrscheinlichkeiten als auch der propensity-Theorie der Wahrscheinlichkeit interpretieren. Ohne diese Position ausdrücklich aufzugeben hat er nun einen Kalkül vorgelegt, der die einzig adäquate Axiomatisierung der propensity-Theorie darstellen soll. Seine Postulate widersprechen aber nicht nur allen herkömmlichen Wahrscheinlichkeitskalkülen. Da die meisten seiner Axiome gleichzeitig für die logische Wahrscheinlichkeit von Sätzen gelten sollen und da er ausdrücklich bestimmte Zusammenhänge zwischen logischer Wahrscheinlichkeit und propensity postuliert, ist seine Axiomatisierung auch inkonsistent, zumal selbst seine Axiome für die logische Wahrscheinlichkeit mit den herkömmlichen Kalkülen logischer Wahrscheinlichkeit nicht vereinbar sind