Filosofische taal en poetische verwoording
Abstract
Zweifelsohne ist das Denken in einem sehr hohen Masse von der Sprache abhängig. Diese Abhängigkeit aber ausschliesslich als eine Beschränkung zu deuten, wäre ein Irrtum : jede Kultursprache enthält doch einen verborgenen Reichtum, der jedes individuelle Denken weit übersteigt. In jeder Sprache ist jahrhundertelanges menschliches Nennen, Fühlen und Deuten niedergeschlagen. Darum hat die Sprache als solche schon einen sehr grossen hermeneutischen Wert für das Denken. Dieser Wert offenbart sich aber nicht nur in der objektiven Untersuchung des schon Gesprochenen sondern ebensosehr in dem authentischen Gebrauch der Sprache selbst. Dazu aber soll der Philosoph sich mit der tieferen Potentialität der Sprache sozusagen identifizieren, so wie der Musiker mit der Potentialität seines Instrumentes. — Diese Betrachtungen führen uns zur Frage nach der Eigenart der philosophischen Sprache : es kommt ja zu oft vor, dass die Sprache der Philosophen nicht über eine Art sublimierter wissenschaftlicher Verstandsprache hinausgeht. Wir wollen keineswegs behaupten, dass die Philosophie mit dieser Sprache nichts zu tun hätte ; meinen aber doch, dass ein sich ausschliessliches Beziehen der Vernunftsprache - die ja die Sprache der Philosophie sein soll - auf die Sprache des kategorialen Verstandes sehr grosse Sprach - und Denkmöglichkeiten übersehen hat, die gerade in der Dichtung zu finden wären. Die Dichtung ist eben die authentischte und die ursprünglichste Form des menschlichen Sprechens, Sie ist die äusserste Versinnlichung der Idee, und dies auf Grund einer zwar noch sehr potentiellen, aber doch unmittelbaren und anschaulichen Erfahrung des Seins. Vielleicht auch steht die Philosophie als Bewusstseinsform in einer mehr direkten Kontinuität mit der dichterlichen Schau als mit der wissenschaftlichen Sicht der Welt. Daraus kann man ohne Gefahr schliessen, dass die Sprache der Philosophie mehr eine trans-poetische als eine überwissenschaftliche Sprache sein wird. Solche Sprache wird ihrer Natur nach grossenteils symbolischer Art sein, obwohl ihre Symbolik gerade darin besteht, die benützte Symbolik immerfort zu durchbrechen. Dies Durchbrechen setzt voraus, dass der Philosoph sich ständig anstrengen muss, die Ur-Symbolik, an der er als Mensch und Erdbewohner gebunden ist, tiefer zu durchschauen. Nur dieser Versuch wird ihm der Weg sein, immer tiefer in die noch unentdeckten Verborgenheiten des Logos hinein zu schreiten und sowohl das Irrationale als auch das Transrationale immer mehr in sein Denken einzubeziehen