Abstract
Was wir inhaltlich unter der Natur des Menschen verstehen sollten, ist ebenso umstritten wie ihr ontologischer Status, also ob es sie überhaupt gibt. Nach einer Klärung des Begriffsfeldes mit Blick auf Aristoteles wird auf die Neudeutung des Begriffs durch die christliche Philosophie eingegangen, aus der sich die zentralen Konfliktlinien der Gegenwart erklären: Eine naturalisierende Deutung unserer Natur steht gegen eine sozial-konstruktivistische, nach der die Natur ein kulturelles Produkt ist. Dazu kommen anti-essenzialistische (nominalistische) Weltbilder, die eine allgemeine „Natur des Menschen“ zurückweisen. Die verschiedenen Positionen und Diskussionen werden skizziert und abschließend argumentiert, dass viel dafür spricht, an einer Natur des Menschen festzuhalten, auch wenn dies metaphysisch einen Preis hat. Aber der Preis dafür, den Mensch in der dünnen Luft der Wesenslosigkeit verwehen zu lassen, wäre höher.