Abstract
In einem Vortrag, den Tocqueville am 3. April 1852 auf der öffentlichen Jahressitzung der Académie des sciences morales et politiques über den Gegenstand der politischen Wissenschaften hielt (OC XVI, 229–242), legt er eine gewissermaßen hegelianische Grundperspektive an den Tag, die danach auch auf das Spätwerk über das Ancien Regime abfärbte. Hier wie dort ist die Rede davon, dass Politikwissenschaftler als „Literaten“ allgemeine und abstrakte Ideen, Regeln, Gesetze aufstellen, „aus denen dann die spezifischen gesellschaftlichen Umstände erwachsen, unter denen die Politiker handeln, wie auch die Gesetze, die sie zu ersinnen glauben“ (Tocqueville 2006, 53). Zu nuancieren sei lediglich der Grad der Abstraktheit, der etwa die überzeitlichen Entwürfe bei PlatonPlaton, AristotelesAristoteles, Machiavelli,Machiavelli, Niccolò di Bernardo deiMontesquieuMontesquieu, Charles de Secondat Baron de La Brède deoder RousseauRousseau, Jean-Jacques von konkreteren Beiträgen zum Völkerrecht (GrotiusGrotius, Hugooder PufendorfPufendorf, Samuel) oder der Behandlung von Einzelfragen (wie das Strafrecht bei Cesare BeccariaBeccaria, Cesare oder der Wohlstand der Nationen bei Adam SmithSmith, Adam) unterscheidet (ebd., 52).