Abstract
In der Husserlschen Phänomenologie, gedeutet als semantisches Rekonstruktionsprogramm, erscheint die Lebenswelt als Lösung des Problems, einen nicht-zirkulären epistemischen Anfang zu finden. Die zweite, "transzendentale" Epoché führt bei Husserl jedoch zu einer Reaktivierung aller klassischen Probleme des Idealismus. Der Methodische Konstruktivismus betrachtet daher die Lebenswelt als unhintergehbaren Ausgangspunkt einer methodischen Rekonstruktion normierter Sprachen und Geltungsansprüche. Da der Konstruktivismus allerdings Rekonstruktion und Konstitution gleichsetzt, übersieht er damit eine wichtige transzendentale Analysemöglichkeit zur Sicherung von Geltung im gemeinschaftlichen Handeln. Der Aufsatz leistet eine entsprechende Differenzierung und weist damit den Weg zu einer kulturalistischen Phänomenologie auf.