Abstract
Jonas hat die Frage der Verantwortung für künftige Generationen früh aufgeworfen und darauf mit einer ontologischen Zukunftsethik geantwortet. Sein kategorischer Imperativ beruht auf einem Begriff von Verantwortung, der die Sorge für das Sein von Menschen zu einer ontologischen Pflicht erklärt. Die Ontologie, die Jonas als eine Deutung der existentiellen Angst des Individuums entwirft, dient dem Aufweis eines sinnstiftenden Prinzips. Dieses Prinzip gewinnt Jonas über die Deutung der Zweckhaftigkeit von Lebewesen als eine Weise der Immanenz Gottes in der Welt. Die Ontologie einer existentiellen und existentialen Interpretation der Selbsterhaltung des Individuums ist jedoch nicht nur als Werttheorie unbefriedigend. Sie hat ferner zur Folge, das Gerechtigkeitsfrgen nicht von systematischer Relevanz in Jonas' Zukunftsethik sind. Und sie kann nicht als Grundlage zur Bestimmung normativer Kriterien für Entscheidungen bei Wertkonflikten dienen, die aufgrund von funktionalen Abhängigkeiten für die ethische Beurteilung von Technikfolgenproblemen unserer Zivilisation typisch sind