Abstract
Das Thema Frieden gehört nicht zu den Kernbegriffen des Rawlsschen politischen Denkens – und doch ist es nicht vollkommen unbedeutend. So spielt Frieden in Eine Theorie der Gerechtigkeit nur indirekt eine Rolle. Mit der Friedensthematik befasst Rawls sich dann vor allem durch seine Überlegungen zur Idee des demokratischen Friedens in Das Recht der Völker. Zu dieser Idee hat er ein eigenständiges Kapitel verfasst. In seinen Ausführungen zum demokratischen Frieden bezieht sich Rawls vor allem auf Peace and War, eine einschlägige Schrift des französischen Philosophen und Soziologen Raymond Aron. Aus dem Gedanken des demokratischen Friedens ergibt sich eine grundlegend andere Sichtweise des Krieges, als es Rawls’ Einschätzung nach in der Theorie des Realismus üblich ist. Mit dem Rawlsschen Friedensverständnis in einer Gesellschaft liberaler Völker wird ein Kontrapunkt zur Sichtweise des Krieges in der hegemonischen Theorie der realistischen Schule gesetzt.