Abstract
An einer Serie von Studien Cy Twomblys zum antiken Orpheus-Mythos versucht der Beitrag, in Rekurs auf Walter Benjamins Überlegungen zu Zeitlichkeit, Schrift und Allegorie, Transpositionen des barocken Vanitas- Verständnisses nachzuzeichnen. Der Fokus liegt auf paradoxen Figuren von Entschwinden und überzeitlichem Nachleben, Verstummen und Nachhallen, die sich als Spuren eines transitorischen Prozesses inmitten entrinnender Zeit lesen lassen. Anklänge an barocke Vergänglichkeits-Allegorien manifestieren sich über die Verschränkung von Temporalitäten in der materialen Faktur von Schrift und Schreibgesten. Sie weisen auf Bedeutungsschichten antiker Mythologie, auf die klangliche Dimension poetischer Sprache und führen auf ein Nachleben der Antike in musikalischer Skripturalität.