Abstract
Die Überprüfung des Falsifikationismus kann im Lichte einer neuen Methodologie anhand wissenschaftsgeschichtlicher Beispiele erfolgen. Um 1640 wurde das Fallgesetz nicht aufgrund seines empirischen Gehalts, sondern aufgrund seiner logischen Beziehungen zu metaphysischen Annahmen als ernstzunehmende Hypothese betrachtet, die es empirisch zu prüfen galt; ferner wurde eine Falsifikation für die Verwerfung der horror-vacui-Theorie weder als hinreichend noch als notwendig angesehen. Diese wissenschaftsgeschichtlichen Tatsachen sind mit Hilfe der Methodologie der Forschungsprogramme, nicht aber mit Hilfe des Popperschen Falsifikationismus, rational interpretierbar und bestätigen damit die methodologische Kritik, die in den letzten Jahren am Wissenschafts- und Fortschrittskriterium Poppers geübt worden ist