Abstract
Wunsch und Versuch, die Philosophie Meister Eckharts und Johann Gottlieb Fichtes zu vergleichen, gehören zu den problematischen Anstrengungen des vergangenen 20. Jahrhunderts. Einerseits ist nämlich unumstritten: Es gibt keinen Hinweis dafür, daß Fichte Schriften oder Zitate oder auch den Namen Meister Eckharts gekannt hätte. Was immer Fichte auch gedacht und geschrieben haben mag, es ist nicht auf eine Kenntnis oder Lektüre Eckharts zurückzuführen: Eine historische Arbeit findet hier keinen Anknüpfungspunkt oder nur einen ganz allgemeinen: die weitere Geschichte des Neuplatonismus. Andererseits ist das Thema systematisch verstellt: Geschärft durch den Klang einer Blut-und-Boden-Ideologie, die alles, was deutsch war oder zu sein vorgab, in das Konstrukt eines,!deutschen Wesens’ zwanghaft zu vereinen suchte, wird sich jede Hinwendung zu diesem Thema daran messen lassen müssen, ob und inwieweit es ihr gelingt, ihre Methode philosophisch und philosophiehistorisch zu rechtfertigen. Erinnert sei an die Schriften von Hermann Schwarz, Alfred Rosenberg und Heinz Finke, die als Vergleichsgrundlage an,!rassegebunde Volksseelen‘ oder etwa an ein spezielles,!germanisches Lebensgefühl‘ appellierten.