Abstract
ZusammenfassungErinnerung ist für Wittgenstein ein komplexer Vorgang, der mit einer Vielzahl von Schwierigkeiten verbunden ist. Dies gilt besonders für seine Überlegungen zur Erinnerung einer Absicht – ein in der Wittgenstein-Literatur bis dato vernachlässigter Aspekt, obwohl er in diversen Manuskripten des Nachlasses hervorsticht. Nach Wittgenstein erlaubt uns der Erinnerungsvorgang nicht, uns eine vermeintliche Absicht „vor Augen zu führen“, dennoch verwenden wir den sprachlichen Ausdruck, um mittels einer Erinnerungsbeschreibung eine vergangene Absicht zu äußern. Nur was bringen wir damit aber zum Ausdruck? – Da die Worte sich weder auf Tatsachen beziehen noch mit diesen korrespondieren, kommt es zur paradoxen Situation, dass jemand sich des Inhalts einer Absicht zu erinnern meint, nicht aber der einstigen Worte. Dies wirft im Umkehrschluss die Frage auf, was unter diesen Umständen die Artikulation der Erinnerung einer Absicht überhaupt aussagen soll und kann, und weiterhin, was der Unterschied zu einer gegenwärtigen Absichtserklärung ist.