Von Modellen und Materialien: Tiere in der Sprache der biomedizinischen Forschung
Abstract
Zur Sprache der Humanmedizin muss auch das Vokabular der tierexperimentellen Forschung gezählt werden, deren Paradigma sich im Begriff des ‚Tiermodells‘ ausdrückt. Er ist auch für die außerwissenschaftliche Kommunikation von Versuchsergebnissen charakteristisch. Der vorliegende Beitrag geht der Frage nach, inwiefern der Sprache der Tierversuche selbst ethische Relevanz zukommt, insbesondere, wenn sie in andere Kommunikationszusammenhänge hineinwirkt. Dazu soll zunächst auf Konfliktlinien zwischen wissenschaftlicher Freiheit und dem Anspruch ethisch bewussten Sprachhandelns eingegangen werden. Anschließend ist zu erläutern, inwiefern eine sprachliche Konvention als ‚ethischer bias‘ infrage kommt. Diese Überlegungen werden schließlich beispielhaft auf den Tiermodell-Begriff bezogen, um den Vorwurf einer technisierenden und entindividualisierenden Sprache zu konkretisieren und abschließend ihre Wirkung auf die öffentliche Wahrnehmung von Tierversuchen zu diskutieren. Um die ‚Sprache der Forschung‘ geht es dabei durchgehend in einem weiten Sinne, der auch die Sprache über diese Forschung in philosophischen, (forschungs-)politischen, juristischen, didaktischen und ökonomischen Kontexten miteinschließt.